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Neuropädiatrie für Sprachtherapeuten

Lücke, Thomas, Costard, Sylvia und Illsinger, Sabine (2017). Neuropädiatrie für Sprachtherapeuten. Elsevier Verlag. 304 Seiten und Online-Material.

Das Buch schließt eine Lücke in der Neurologischen Fachliteratur!
Ein interdisziplinäres Team von Expert*innen aus der Kinder- und Jugendmedizin, der klinischen Linguistik, Sprachheilpädagogik, der Phoniatrie, Pädaudiologie und Psychologie informiert fundiert über sprachtherapeutisch / logopädisch relevante Bereiche der Neuropädiatrie.
Das Buch vermittelt neben einer Einführung in die „Neuromedizin des Kindes- und Jugendalters“, Grundlagen zur physiologischen Entwicklung des Nervensystems und der Sprache sowie deren Störungen. Darauf aufbauend werden neuropädiatrische Störungsbilder und Erscheinungsformen erläutert. In der letzten Sektion wird ein Schwerpunkt auf besondere Aspekte der sprachtherapeutischen Diagnostik und Therapie im Rahmen der Neuropädiatrie gelegt.
Die einzelnen neurologischen Störungsbilder sind detailliert und verständlich beschrieben und mit vielen Referenzen belegt, sodass man leicht weiterführende Literatur findet. Das Layout ist sehr ansprechend und leserfreundlich. Viele Merkboxen, Illustrationen, Fallbeispiele und Fragen zur Wissensprüfung am Kapitelende erleichtern den Wissenserwerb. Am Ende des Buches findet man die Lösungen zu den Aufgaben und ein Glossar zu Fachbegriffen.
Über die einzelnen Kapitel hinweg wurden kontinuierlich Verknüpfungen zur sprachtherapeutischen Arbeit und zur physiologischen Sprachentwicklung vorgenommen. Beispielweise wurde die Darstellung von Komorbiditäten von Sprachentwicklungsstörungen durch eine tabellarische Übersicht über die altersgemäße Abfolge von Meilensteinen in der Sprachentwicklung ergänzt. Sehr erfreulich ist, dass aktuelle Diagnostikkriterien erläutert werden. In diesem Rahmen wird auch der Bezug von neuropädiatrischen Störungen zu sozio-kommunikativen Beeinträchtigungen und Pragmatikstörungen im DSM-V thematisiert wird. Es werden Verhaltensstörungen, neuromuskuläre neurometabolische und entzündliche Erkrankungen beschrieben. Auch Cerebralparesen und das im Kindes- und Jugendalter eher häufigere Störungsbild des Schädelhirntraumas werden behandelt. Bei der Darstellung von genetischen Erkrankungen wurden auch eher seltene Formen (z.B. wie das Pitt-Hopkins-Syndrom) berücksichtigt.
Im letzten Kapitel wird ausführlich auf besondere Aspekte der sprachtherapeutischen Diagnostik und Therapie eingegangen. Es werden u.a. Besonderheiten der pädaudiologischen Diagnostik oder der Therapie bei SSES im Rahmen von neuropädiatrischen Störungen sowie Aspekte der Sprachförderung von Kindern mit geistiger Behinderung erklärt. Den Ess-, Trink- und Fütterungsstörungen ist ebenfalls ein eigener Abschnitt gewidmet.
Zusammengefasst gibt das Buch einen umfassenden Eindruck in das sprachtherapeutische Handlungsfeld in der Neuropädiatrie.
Die Zielsetzungen des Buches fundierte Kenntnisse über die Hirnentwicklung und den Spracherwerb zu liefern und damit Grundlage für eine qualitativ hochwertige Sprachtherapie zu sein, ist dem Autorenteam sehr gelungen. Der Preis ist für die Fülle an Wissen zur Neuropädiatrie als günstig anzusehen.

Rezensentin: Dr. Julia Büttner-Kunert (LMU München, Studiengang Sprachtherapie)

BDSL Logopädie

Testhandbuch Sprache in der Neurologie

Beushausen, U. und Grötzbach, H. (2019). Testhandbuch Sprache in der Neurologie. Diagnostikverfahren in Logopädie und Sprachtherapie. Schulz-Kirchner Verlag. 2. Auflage mit 256 Seiten.

Die erste Auflage des Testhandbuches ist bereits 2007 im Hans Huber Verlag erschienen, die vorliegende völlig neu bearbeitete zweite Auflage wurde 2019 beim Schulz-Kirchner-Verlag aufgelegt. Das Testhandbuch ist laut Beushausen/Grötzbach aus Besprechungen sprachtherapeutischer Tests von Studierenden der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim heraus entstanden.
Laut Autorinnen wurden in das Buch alle verfügbaren deutschsprachigen Tests zur Sprachtherapie aufgenommen (Stand März /2019). Dem entsprechend breit gefächert ist die Art der besprochenen Verfahren, die von Angehörigenfragebögen zur Kommunikationsfähigkeit bei Aphasie über komplette Testbatterien zur Pragmatik (Protocole MEC) bis hin zu Aspirationsschnelltests reichen. Zielsetzung des Testhandbuches ist es, als Nachschlagewerk zu dienen und einen Überblick über die wichtigsten deutschsprachigen Testverfahren zu neurologisch bedingten Sprach-, Sprech-, Stimm-, und Schluckstörungen zu geben. Das Testhandbuch umfasst die Besprechung von 35 Diagnostikverfahren zu den genannten Störungsbildern. Die Beiträge zu den einzelnen Tests sind strukturiert aufgebaut nach Testart, Geltungsbereich, Testmaterial, Testaufbau, Grundkonzept, Manual, Durchführung, Auswertung und Gütekriterien. Zusätzlich gibt es zu jeder Testbesprechung einen Kommentar, eine tabellarische Übersicht zu Vor- und Nachteilen des Tests, die Literaturangaben sowie die Nennung der jeweiligen Verfasserinnen. Das Testhandbuch bietet somit einen schnellen Überblick über die derzeit verfügbaren logopädischen und sprachtherapeutischen Diagnostikverfahren in der Neurologie. Durch die didaktisch gut gestalteten Beiträge erschließen sich schnell die Möglichkeiten und Grenzen eines besprochenen Diagnostikverfahrens. Bei der Nennung der Vor- und Nachteile fällt auf, dass nur bei manchen Tests die Größe der Normierungsstichprobe berücksichtigt wurde. Zudem wurden die Vorgaben bei den unterschiedlichen Tests in Bezug auf die Kritik bzw. in der tabellarischen Übersicht zu den Vor- und Nachteilen nicht immer einheitlich umgesetzt wurden. So wird bei manchen Tests bemängelt, dass nicht klar sei, für welche Ätiologie diese entwickelt wurden, während z.B. bei einem Testverfahren für Dysarthrie dies nicht thematisiert wird. Sehr praxisrelevant sind auch die Zeitangaben zu Testdauer und -auswertung. Hier verdeutlicht es sich, dass diese nach Ausrichtung der Fragestellung wenige Minuten (3-Ounce-Water-Swallow-Test) bis mehr als eine Stunde (z.B. Protocole MEC) beanspruchen können. Im einführenden Teil des Buches wurden Literaturangaben zur Teststatistik und -theorie sehr sparsam vorgenommen (S. 35-56). Auch wenn dies der Zielsetzung geschuldet sein sollte, ein möglichst verständliches Buch über Testtheorie und Testkonstruktion zu schreiben, wären mehr Referenzen angemessen. Da die Zielgruppe laut Autorinnen ja Praktikerinnen mit grundlegenden Kenntnissen in der Testtheorie/-konstruktion sind, wäre für diese die Nennung der verwendeten Quellen bzw. weiterführende Literatur in diesem Kapitel durchaus interessant und gewinnbringend.
Insgesamt ist das Testhandbuch eine lohnende Anschaffung, da es das einzige Werk dieser Art auf dem deutschsprachigen Markt ist und einen guten und verständlichen Überblick über verfügbare Diagnostikverfahren gibt. Der Preis für das Testhandbuch, das eine Fülle von Informationen für die sprachtherapeutische Diagnostik bietet, ist als günstig anzusehen.

Rezensentin: Dr. Julia Büttner-Kunert (LMU München, Studiengang Sprachtherapie)

Sprachtherapie mit hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen

Häußinger, C. (2016): Sprachtherapie mit hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen – Die Wort-S(ch)atz-Lupe. 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH. 156 Seiten, 49,99 €.
Mit ihrem Buch „Sprachtherapie mit hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen“ bietet die Autorin eine verständliche Einführung in die semantisch-lexikalische Therapie bei hörgeschädigten Kindern im Vorschul- und Schulalter. In fünf umfassenden Kapiteln werden der physiologische Spracherwerb, Sprachentwicklungsstörungen und –verzögerungen, Diagnostik und Therapie semantisch-lexikalischer Störungen und die Methode der Wort-S(ch)atz-Lupe dargestellt. In den ersten beiden Kapiteln wird mit Blick auf das im weiteren Verlauf vorgestellte Therapiekonzept verständlich auf die allgemeinen Grundlagen von Semantik und Lexikon eingegangen. Dargestellt werden mögliche Einflussfaktoren, Ursachen und Auswirkungen von Sprachentwicklungsstörungen und –verzögerungen auf die Lautsprachentwicklung. Im Kapitel Anamnese und Sprachdiagnostik findet der Leser sowohl eine Auflistung aktueller, normierter Diagnostikverfahren als auch für die Praxis hilfreiche Erläuterungen zu deren Anwendung und besonderen Interpretation bei hörgeschädigten Kindern. Ein eigener Anamnesebogen mit 16 Fragen zu den Bereichen Hörschädigung, Familie und soziales Umfeld und Ressourcen des Kindes ergänzt das Kapitel stimmig.Der Hauptteil des Buches stellt das Konzept der Wort-S(ch)atz-Lupe vor. Zu Beginn des Kapitels werden Rahmenbedingungen und allgemeine Prinzipien beschrieben und anwendungsorientiert erläutert. Im Anschluss wird die eigentliche Methode vorgestellt. Die Themen und Materialien werden nicht nur theoretisch beschrieben, sondern durch anschauliche Erläuterungen, die eine Anwendung der Methode erleichtern, untermauert. Die Darstellung von Fallbespielen kombinieren die theoretisch erlernten Inhalte mit Erfahrungen aus der eigenen therapeutischen Praxis. Zu dem vorgestellten Therapieansatz liegen leider bisher keine ausreichenden Evidenzen vor. Das gesamte Bildmaterial zu den Therapiebausteinen ist als Kopiervorlage am Ende des Buches zu finden.Insgesamt bietet das Buch einen soliden Überblick über die Grundlagen zum Spracherwerb bei hörgeschädigten Kindern und ermöglicht es dem Leser auf leichtem Weg, auch ohne spezielles Vorwissen, sich vor dem Hintergrund aktueller Fragenstellungen, in die Methodik der semantisch-lexikalischen Sprachtherapie einzufinden und diese anzuwenden.

Vertr.Prof.in Dr. phil. Vanessa HoffmannStudiengangsleitung Health Care Studies Fachbereich Gesundheit und Pflege

Sprachtherapie mit mehrsprachigen Kindern

Marc Schmidt (2014): Sprachtherapie mit mehrsprachigen Kindern. Ernst Reihhardt Verlag, München; Preis: 29,90€

Dieses Buch erschien in der Reihe „Praxis der Sprachtherapie und Sprachheilpädagogik“ des Ernst-Reinhardt-Verlages und tatsächlich ist es ein praxistaugliches Werk zur Unterstützung der logopädischen Behandlung von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache. Die theoretischen Grundlagen und Fachbegriffe zum mehrsprachigen Spracherwerb werden zu Beginn nur überblicksartig behandelt. Eigentliches Ziel des Buches ist die Darstellung eines vom Autor entwickelten Therapieansatzes für diesen Bereich.Basis dessen ist das Konzept der Kontextoptimierung bei syntaktisch-morphologischen Störungen von Hans-Joachim Motsch. Auch Schmidt sieht die Hauptaufgabe der Sprachtherapie mehrsprachiger Kinder in der Anbahnung der wichtigen Meilensteine der Grammatikentwicklung wie Subjekt-Verb-Kongruenz und Verb-Zweitstellung im Hauptsatz sowie Kasusmarkierung und Nebensatzbildung mit Verbendstellung. Er erarbeitete dafür seine Methode der „Kontrastoptimierung“, bei der die syntaktisch-morphologischen Besonderheiten der Muttersprache der Kinder aktiv einbezogen und denen der deutschen Sprache gegenübergestellt werden. Mithilfe selbst erarbeiteter Schaubilder, Satzvergleiche, Spiele und Übungen wird den Kindern damit der Kontrast zwischen beiden Grammatiken bewusst gemacht. Die Vorgehensweise ist dabei sehr strukturiert und im Buch auch gut verständlich dargestellt, erfordert vom Kind jedoch eine gewisse metasprachliche Bewusstheit, was die Anwendungsmöglichkeiten bei jüngeren Kindern meiner Meinung nach einschränkt.Damit die „Kontrastoptimierung“ auch von TherapeutInnen angewendet werden kann, die keine Kenntnisse über die Muttersprache ihrer Patientenkinder haben, analysiert Marc Schmidt im 2. Kapitel seines Buches sehr ausführlich und hochinteressant die Grammatiken der romanischen Sprachen Französisch und Portugiesisch, der slawischen Sprachen Russisch und Polnisch sowie des Türkischen und stellt diese beispielhaft der deutschen Grammatik gegenüber. Hier bekommt man eine wichtige Quelle von Wissen zur Verfügung gestellt, die die Therapie mit mehrsprachig aufwachsenden SSES-Kindern unglaublich bereichert. Einziger Nachteil des Ganzen sind all die anderen Sprachen, mit denen wir im therapeutischen Alltag konfrontiert sind und die im Buch nicht analysiert werden konnten. Eine Gegenüberstellung der Regeln des Deutschen mit einer der TherapeutIn unbekannten Sprache (der Rezensentin begegnete Sprachen waren z.B. Vietnamesisch, Chinesisch und Arabisch) ist eigentlich nicht möglich und verhindert damit die Anwendung der Therapiemethode.Da der Schwerpunkt des Buches auf der Therapie grammatischer Probleme beim Zweitspracherwerb liegt, werden phonologische und semantisch-lexikalische Therapieinhalte nur wenig behandelt. Diese stellen die TherapeutInnen jedoch erfahrungsgemäß auch vor deutlich weniger Schwierigkeiten.Erwähnt sei noch ein sehr wertvolles Kapitel, welches sich an Eltern, Lehrer und Erzieher mehrsprachig aufwachsender Kinder richtet und sehr ausführliche und nützliche Hinweise zum Sprachlehrverhalten und für die Sprachförderung bietet.Insgesamt ein sehr verständliches und nutzbringendes Werk über einen hochinteressanten Therapieansatz, den man für Kinder mit den im Buch dargestellten Muttersprachen gut anwenden kann.

Uta Baum, UKH

BDSL Logopädie

Bundeskongress der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik

Sprache und Inklusion als Chance?!

Expertise und Innovation für Kita, Schule und Praxis
Tagungen und Kongresse: 15.09.2016 bis 17.09.2016
Vom 15. bis zum 17. September 2016 findet der 32. Bundeskongress der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs) in Hannover statt. Der diesjährige Kongress steht unter dem Motto “Sprache und Inklusion als Chance?! Expertise, Interdisziplinarität und Innovation für Kita, Schule und Praxis”.
Veranstaltungsort: Leibniz Universität Hannover

Veranstalter: dgs (Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik e.V.)

Kontakt: jkaftan@eventlab.org

Homepage: dgs-bundeskongress.de

BDSL Logopädie