Batliner, G. (2013): Hörgeschädigte Kinder spielerisch fördern. 3. vollst. überarb. Aufl., München/ Basel: Ernst-Reinhardt Verlag.
Auch in der 3. vollständig überarbeiteten Auflage ihres Buches „Hörgeschädigte Kinder spielerisch fördern“ wendet sich die berufserfahrene Hörgeschädigtenpädagogin Gisela Batliner an die Eltern von Kindern mit Hörstörungen bis zum Vorschulalter. Als Vertreterin des Natürlichen Hörgerichteten Ansatzes trägt sie somit der Überzeugung Rechnung, dass diese Kinder vor allem „mehr vom Normalen“ (zit. nach Clark 2009) brauchen und dem häuslichen Umfeld eine große Rolle in der Förderung der Hör- und Sprachfähigkeiten zukommt. In diesem Zusammenhang betrachtet sie die logopädische Behandlung im Sinne einer expliziten (künstlichen) Übungssituation besonders von kleinen Kindern kritisch und favorisiert eine (häusliche) Frühfördersituation, die den Lebenskontext des jeweiligen Kindes konkret einbezieht und den Eltern beratend zur Seite steht.Auf 206 Seiten informiert sie in insgesamt 10 Kapiteln logisch gegliedert über die Themen: Diagnostik und Hörtechnik; Spracherwerb allgemein; Entwicklungsschritte auf den verschiedenen sprachlichen Ebenen; Förderung im Alltag und im Spiel; Einsatz von Liedern, Versen, Bilderbüchern etc. sowie über die Rolle der Frühförderung und den Einsatz von Schrift als spezifische Methode. Neben Schaukästen mit Beispielen und Tipps steigert die graphische Hervorhebung wichtiger Informationen die Übersichtlichkeit des Buches und unterstütz somit den bewusst einfach gehaltenen, auf leichte Verständlichkeit ausgerichteten Schreibstil. Die Autorin verweist immer wieder auf die Individualität jedes Kindes und somit jedes Entwicklungsverlaufes. Dies, gepaart mit alltagsnahen und –relevanten Lernsituationen, nimmt dem Leser den Druck, dass besonders „viel“ notwendig sei um gute Entwicklungsergebnisse zu erzielen, vielmehr liege der Fokus immer wieder darauf eine natürliche Hör- und Sprachumgebung zu schaffen.Im Serviceteil am Ende des Buches findet der Leser neben den Erklärungen der verwendeten Fachbegriffe auch Empfehlungen für Fach- und Bilderbücher, Spiele sowie Austauschforen.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es der Autorin gelingt wichtige theoretische Inhalte rund um die Diagnose „kindliche Hörstörung“ systematisch und verständlich zu vermitteln. Gleichzeitig liefert sie vor allem in der zweiten Hälfte des Buches eine Vielzahl an praktischen Anregungen für alltagsrelevante Spielideen, hörförderliche Materialien oder auch adäquate hör- und sprachfördernde Verhaltensweisen. Eltern erhalten somit gute Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit der Erkrankung ihres Kindes sowie Ideen zum alltäglichen Umgang. Aber auch für Logopäden kann die Lektüre bereichernd sein, zum einen, weil sie wichtige Aspekte übersichtlich und für die Weitergabe an Eltern bereits verständlich darstellt, zum anderen, weil die Fokussierung des Natürlichen in einer „potentiell künstlichen Praxistherapiesituation“ von enormer Bedeutung für die Effektivität der Behandlung ist.
Jana Post (Logopädin, Dipl. Sprechwissenschaftlerin)Lehrende der Fachrichtung Logopädie des Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachberufe am Universitätsklinikum Halle/ S.