Thum, G. und Mayer, I. (2014): Stottertherapie bei Kindern und Jugendlichen. Ein methodenkombinierter Ansatz. München: Ernst-Reinhardt-Verlag. 29,90 Euro
Im ersten Teil (Anmerkung: die Autoren unterteilen in 6 Kapitel, die der Verfasser aus inhaltlich-thematischen Gründen in 3 Abschnitte gliedert) dieses Buch beschreiben die Autoren Grundlagen, Diagnostik sowie Therapiekonzepte. Dabei gefällt dem Verfasser neben einer guten Beschreibung und Darstellung hinlänglich bekannter Inhalte besonders die Integration und Hervorhebung der ICF in den Diagnostik- und Therapieprozess. Zahlreiche Abbildungen und Tabellen (wie sie im gesamten Buch übrigens sehr gut eingesetzt werden) runden den ersten Teil ab.Im zweiten Teil geht es dann um den von Georg Thum und Ingeborg Mayer entwickelten Therapieansatz “Stärker als Stottern – SAS”. Kinder und Jugendliche sollen mit Hilfe einer Ampel zunehmend flexibel und selbstständig entscheiden, welche Technik (rot = Pseudostottern oder trickfreies Nettostottern; gelb = Modifikationstechniken Vorbereitungs-Set, Pull-Out, Nachbessern; grün = das gesamte Sprechen im Sinne von fluency shaping verändern) sie wann einsetzen wollen bzw. müssen, um stärker als das Stottern zu sein. Hier wird die Methodenkombination aus Modifikations- und fluency shaping-Ansätzen deutlich und nachvollziehbar beschrieben. Das Hauptaugenmerk richten die Autoren hierbei neben der Ampel auf die sogenannte Werkzeugkiste. Die einzelnen Werkzeuge symbolisieren die Techniken des SAS-Ansatzes, z. B. steht der Spiegel für das Wahrnehmen und Erkennen der eigenen Kern- und Begleitsymptome oder das Fell für weiche Stimmführung oder das Gummiband für den Pull-Out.Das Buch komplettieren im dritten Teil viele Anwendungs- und Fallbeispiele sowie ein Extrakapitel zum In-Vivo-Training. Auf der beigefügten DVD finden sich zusätzlich Therapiebegleitmaterialien, Spiele- und Materialtipps sowie Audiodateien inklusive Begleitbögen. Fazit: Das Buch besticht formal durch eine sehr lesefreundliche Aufmachung inklusive Hinweis-Icons zur besseren Verwendung sowie durch viele Abbildungen, die das Verständnis erleichtern. Inhaltlich betrachtet, gelingt es den Autoren die stotternden Kinder und Jugendlichen in den Fokus zu rücken und ihnen Handlungsoptionen zu bieten, um stärker als das Stottern sein zu können. Sie erweitern somit mit ihrem Ansatz den methodenkombinierten bzw. ansatzübergreifenden Weg um eine weitere Alternative. Laut Meinung des Rezensenten eignet sich der Ansatz aufgrund seiner Symbolik besonders für stotternde Kinder. Insgesamt sehr überzeugend und unbedingt empfehlenswert für alle, die sich mit stotternden Kindern und Jugendlichen beschäftigen!
Andreas Schramm, Lehrlogopäde für die Fachbereiche Stottern, Aphasie und Sprechapraxie, maxQ. im bfw – Institut für Logopädie in Dortmund